Notizblog

  • From Russia with hate

    Achtung, kein Spoiler-Alarm!

    Wladimir Putin hat die russische Präsidentenwahl gewonnen.

    Selbstverständlich war das keine Überraschung.

    Der Start-Ziel-Sieg des Autokraten war bereits vorab entschieden, wahrscheinlich war sogar die exakte Höhe, sprich: der Prozentsatz der Stimmen, die Putin erlangt haben würde, im Vorhinein festgelegt.

    Der Rest ist postsowjetische Planwirtschaft:

    Das Soll wurde erfüllt.

    Einer der wichtigsten Regime-Kritiker, Alexej Nawalny, war vor ein paar Wochen in einem Gulag fern der russischen Hauptstadt gewaltsam ums Leben gekommen.

    Dass Putin dabei seine Hand bzw. seinen langen Arm im Spiel gehabt haben dürfte, ist sehr wahrscheinlich.

    In Russland ticken die Uhren – 35 Jahre nach dem Fall des „Eisernen Vorhangs“ – immer noch ganz anders als im Westen.

    Insofern waren die Worte, die Putin in seiner ersten öffentlichen Ansprache nach dem Wahlsieg zum ermordeten Nawalny fand, ebenfalls nicht weiter überraschend:

    „So ist das Leben.“

    Ja, so ist das Leben unter einem Quasi-Diktator im Russland des Jahres 2024.

    Dass Alexej Nawalny wohl selbst kein lupenreiner Demokrat war (und als Nachfolger Putins, wenn er das Präsidentenamt jemals errungen hätte, auch kaum geworden wäre), steht außer Frage.

    Doch der Rest der Welt und vor allem Europa sollte sich dessen bewusst sein, dass ein autoritärer Herrscher vor den Toren unserer Zivilisation, der bereit ist, die eigenen Landsleute in einen sinnlosen Krieg zu schicken, ins Straflager zu stecken und ermorden zu lassen (es gilt die Unschuldsvermutung), niemand ist, auf den man sich verlassen sollte.

    Es wird Zeit, dass Europa die Signale – auch jenes, dass ein womöglich wiedergewählter US-Präsidenten Donald Trump andere westliche Länder bei einem Angriff durch Drittstaaten nicht unterstützen würde – hört und entsprechend handelt, zum Beispiel durch die Errichtung einer eigenen Verteidigungsstruktur, inklusive Waffen und Soldaten.

    Sonst könnte unsere ach, so gemütliche Zivilisation ihre beste Zeit knapp 80 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs bald wieder hinter sich haben.

  • Copy & Paste

    Die neuen Technologien machen es möglich.

    Mit Hilfe von Internet und Programmen wie ChatGPT kann jedermann Texte zusammen basteln, die zumindest auf den ersten Blick klug klingen und es auf den zweiten in vielen Fällen auch tatsächlich sind.

    Was das für die Zukunft schriftlicher Arbeiten im akademischen Umfeld bedeutet und für die Arbeit von Journalisten, kann noch nicht wirklich abgeschätzt werden. Doch die ersten paar „Versuche“ lassen das Schlimmste erahnen.

    Seit einigen Wochen steht die ehemalige Cheredakteurin des „Standard“ und derzeitige stellvertretende Chefredakteurin der „SZ“ im Zentrum der Debatte.

    Stefan Weber, jener Salzburger Privatdozent, der als „Plagiatsjäger“ bezeichnet wird, hat sich der Dissertation von Föderl-Schmid sowie einiger ihrer Artikel aus ihrer journalistischen Arbeit angenommen.

    Nach den ersten, vorläufigen Erkenntnissen hat Föderl-Schmid sowohl bei ihrer Dissertation, als auch in zumindest einigen ihrer Artikel per „copy & paste“ Passagen aus den Schriften anderer Autoren übernommen, ohne diese gekennzeichnet zu haben.

    Stefan Webers Analyse ist noch nicht abgeschlossen, weshalb es vielleicht verfrüht ist, ein endgültiges Urteil zu fällen. Doch eines lässt sich bereits jetzt sagen: Plagiieren, egal von wem, sollte ein absolutes „No-Go“ sein. Texte anderer Autoren – und sei es nur auszugsweise – zu übernehmen und als eigene auszugeben, ist nicht nur Ausdruck von Faulheit, es ist auch Betrug am Leser (im Falle journalistischer Texte) und an der „scientific community“ (bei wissenschaftlichen Arbeiten).

    Warum aber ist diese Vorgangsweise inakzeptabel?

    Top-Journalisten – und Föderl-Schmid gehört nominell dieser Gruppe an -, die für „Qualitätszeitungen“ schreiben – und sowohl der „Standard“ als auch die „SZ“ werden gemeinhin zu dieser Kategorie gezählt -, können es sich prinzipiell nicht leisten, dass ihre Ehrlichkeit in Frage gestellt wird.

    Das gilt schon im Allgemeinen, in Zeiten wie diesen aber ganz besonders.

    Das Vertrauen der Menschen in Politiker ist schon lange sehr niedrig, das von Journalisten ist auch nicht besser. Während der „Flüchtlingskrise“ 2015/16 und der „Corona-Pandemie“ haben Qualitätsmedien viel Vertrauen bei den Menschen eingebüßt.

    Das Schlagwort während dieser Zeit lautete „Lügenpresse“. Mit diesem Kampfbegriff beschreiben vor allem politisch rechts eingestellte Menschen Medien, die ihnen nicht die ganze Wahrheit erzählen, oder von denen zumindest gedacht wird, dass sie nicht ganz ehrlich mit der Öffentlichkeit sind.

    Ob dieser Vorwurf nun zu Recht erhoben wurde oder nicht, spielt keine Rolle. Denn wenn Top-Journalisten von Qualitätsmedien dabei ertappt werden, zu lügen, verlieren sie den wichtigsten Bonus, über den Journalisten verfügen können: Vertrauen.

    Und wenn die Medien (die sog. „Vierte Macht“) – und insbesondere die Qualitätsmedien – das Vertrauen der Bevölkerung verlieren, ist die Demokratie in Gefahr.

  • Wegweisende Wahlen 2024

    Für heuer stehen mindestens drei Wahlen an, die direkt oder indirekt Auswirkungen auf Österreich haben werden:

    1) Die Wahl zum österreichischen Nationalrat
    2) Die Wahl zum Europäischen Parlament
    3) Die Wahl zum Präsidenten der USA

    Warum sind alle drei Plebiszite relevant für Österreich?

    Für die erste der drei Wahlen erübrigt sich diese Frage – es geht um die heimische Politik auf Bundesebene. Besonders spannend dabei: Bei dieser Wahl könnte die FPÖ unter Herbert Kickl an erster Stelle landen.

    Die Freiheitlichen setzen seit Jahren vor allem auf ein Thema: „Migration“.

    Und sie sind damit erfolgreich, nicht ganz zu Unrecht.

    Dass es Versäumnisse bei der Integration gibt, bestreiten mittlerweile nicht einmal mehr die linken Parteien SPÖ und Grüne.

    Wie man die Probleme in den Griff bekommen kann, darüber scheiden sich allerdings die Geister.

    Dass eine von der FPÖ geführte Regierung die beste Lösung sein könnte, ist zu bezweifeln. Denn dafür sind die Freiheitlichen viel zu wenig an konstruktiven Vorschlägen interessiert. Wer Migration per se ablehnt, muss der österreichischen Bevölkerung erklären, wie er die Probleme der Überalterung und des Fehlens von Arbeitskräften in vielen Bereichen unserer Wirtschaft lösen möchte.

    Die EU-Wahl ist nicht zuletzt auch aus diesem Grund relevant für Österreich.

    Ein nachhaltiges Migrations- und Integrationskonzept für ein Land wie Österreich kann nur auf europäischer Ebene diskutiert und beschlossen werden.

    Die US-Präsidentenwahl wiederum ist sowohl für Österreich als auch für Europa von großer Relevanz.

    Die Qualität der sog. „transatlantischen Beziehungen“ hängt sehr stark davon ab, ob ein Republikaner (z.B. Donald Trump) oder ein Demokrat (z.B. Joe Biden) ins Weiße Haus einzieht.

    Das ist nicht zuletzt deshalb von großer Relevanz, als sich die politischen Krisen an den Rändern Europas (z.B. der Krieg Russlands gegen die Ukraine) und die ökologische Krise (Stichwort „Erderwärmung“) auf den gesamten Kontinent auswirken könnten, sowohl in politischer, als auch in ökonomischer und sozialer Hinsicht.

    Nun können wir als Österreicher die Wahl in den USA nicht wirklich beeinflussen.

    Die beiden Wahlen „hierzulande“, also diejenige zum österreichischen Nationalrat und zum Europäischen Parlament, stehen uns jedoch offen.

    Wir sollten sie nutzen, um die Weichen für eine kluge Entwicklung zu stellen – für eine Politik, welche die Probleme nicht unter den Teppich kehrt, sie aber mit Optimismus und konstruktiv zu lösen versucht.

  • 75 Jahre Menschenrechte

    Heute vor genau 75 Jahren unterzeichnete die Generalversammlung der Vereinten Nationen in Paris die „Allgemeine Erklärung der Menschenrechte“.

    Das Dokument, eigentlich eine Resolution, ist kein völkerrechtlich verbindlicher Vertrag, dennoch hat es eine gewisse Bedeutung und auch Verbindlichkeit, z.B. über diverse internationale Verträge, die rechtlich bindend für jene Staaten sind, die sie unterzeichnet haben.

    Der Katalog der 30 Artikel ist eine Art Hybrid aus Recht und Moral, er stellt zwar Regeln auf, die, wie gesagt, per se nicht verbindlich sind, ist aber durch den fundamentalen Charakter dieser Quasi-Rechtsnormen eher so etwas wie eine Sammlung von Moralnormen.

    Dass die Menschenrechte in vielen Ländern dieser Welt – darunter auch manchen westlichen Demokratien – nicht immer eingehalten werden, ist natürlich problematisch.

    Dennoch können und sollen wir sie als eine Art Leuchtturm ansehen, als eine Orientierungshilfe.

    Was brauchen Menschen, was sind die „conditiones sine quibus non“ ihrer Existenz?

    Die „Allgemeine Erklärung“ ist eine Liste von Antworten auf Fragen, die ihr implizit sind und welche die berühmte vierte Frage Immanuel Kants zusammenfasst:

    „Was ist der Mensch?“

    Was benötigen wir als Menschen, um ein Leben in Würde führen zu können?

    Der Mensch ist ein Lebewesen, das Arbeit braucht, Bildung, Nahrung und medizinische Versorgung, aber auch die Möglichkeit, Informationen zu sammeln und sich politisch zu engagieren.

    Die Menschenrechte sind „work in progress“, eine niemals vollendete und zu vollendende Aufgabe, die wir uns selbst gestellt haben.

    Sie mag an manchen Tagen so aussichtslos erscheinen wie der ewige Versuch des Sisyphos, einen Stein einen Berg hinauf zu wuchten, der ihm jedes Mal kurz vor dem Gipfel entgleitet und ins Tal zurück rollt.

    Doch wie der französische Philosoph Albert Camus so schön am Ende seines Essays „Der Mythos des Sisyphos“ schreibt:

    „Der Kampf gegen Gipfel vermag ein Menschenherz auszufüllen. Wir müssen uns Sisyphos als einen glücklichen Menschen vorstellen.“

  • We don’t need no education?

    Keine Noten mehr für 6- bis 14-Jährige und die Matura abschaffen.

    Genau das fordert die Wiener SPÖ.

    „Es geht darum, dass die punktuelle Wissensabfrage, so wie sich die Matura derzeit präsentiert, für die Lösung der Zukunftsfragen nicht mehr geeignet ist. Wir treten deshalb für komplexere Abfragungsmethoden ein. Das fordert zum einen die Wirtschaft, das fordern aber zum anderen auch die Universitäten und Hochschulen“ lautet die Erklärung von SPÖ-Bürgermeister Michael Ludwig für diese Idee.

    Doch ist das wirklich ein guter Einfall?

    Ich wage es zu bezweifeln.

    Wer mit Lehrern spricht oder selbst unterrichtet, weiß, dass sowohl die Länge der Aufmerksamkeitsspanne als auch das Niveau des Wissens bei Schülern und Studenten kontinuierlich sinken.

    Es ist der linken Bildungspolitik eingeschrieben, die Leistungsanforderungen Schritt für Schritt zu entschärfen; argumentiert wird das in erster Linie damit, dass nur so die Chancenungleichheit reduziert werden könne.

    Doch das ist problematisch, wenn es dazu führt, dass Absolventen von Schulen und Bildungseinrichtungen im sog. „tertiären Sektor“ mit immer weniger Kompetenz und Leistungsvermögen produziert werden.

    Ja, es mag ein erstrebenswertes Ziel sein, möglichst vielen Menschen einen höheren Bildungsabschluss zu ermöglichen. Doch wenn dieses Ziel nur unter Qualitätsverlusten zu erreichen ist, sollten wir es überdenken.

    Ist es nun tatsächlich ungerecht, dass zu einem bestimmten Stichtag Leistung eingefordert wird, deren Überprüfung darüber entscheidet, ob man an die Universität gehen darf oder nicht?

    Nein.

    Das Leben selbst fordert Leistung, wer nicht liefern kann, wenn es verlangt wird, z.B. als Chirurg eine komplexe Operation durchzuführen, sollte einen Weg wählen, der den eigenen Ansprüchen und Fähigkeiten entspricht.

    Wer keine Matura absolvieren kann oder möchte, kann das jetzt schon tun, indem er sich für die Hauptschule und eine daran anschließende Lehre entscheidet.

    Dass die ohne eine Leistungsüberprüfung abgeschlossen werden sollte, wäre jedoch ebenfalls absurd.

    Wer von uns will einen Installateur oder Elektriker Rohre bzw. Leitungen im Haus verlegen lassen, wenn nicht durch eine Ausbildung und entsprechende Prüfungen garantiert wird, dass diese Handwerker wissen, was sie tun?